Von der Petition zur Projektskizze


Warum die Stübing-Villa am Bahnhof Finkenkrug doch nicht abgerissen wird

Im November 2021 konnte man in einer Live-Übertragung der Falkenseer Stadtverordnetenversammlung mitverfolgen, wie sich der Bürgermeister vehement für den Abriss der sogenannten „Stübing-Villa“ einsetzte. Anstelle des angeblich abrissreifen Gebäudes sollten zusätzliche Parkplätze am Bahnhof Finkenkrug entstehen. Innerhalb der Familie Ripp fragten wir uns: Brauchen wir diese Parkplätze? Ist das Gebäude wirklich so baufällig? Wissen die Bürger:innen von diesem Vorhaben und wäre es wirklich in ihrem Sinne, anstelle des markantes alten Hauses einen zusätzlichen Parkplatz am Bahnhof zu haben?
Wir waren der Meinung: NEIN.

Aber was sollten wir tun und wie konnten wir schnellstmöglich viele Menschen erreichen?
Der umgehend einberufene Familienrat erörterte kurz die Situation und die Möglichkeiten und es wurde entschieden, dem Abriss mit einer Online-Petition entgegenzutreten. Am 5.12.2021 starteten wir auf openPetition…

Screenshot: OpenPetition.de

https://www.openpetition.de/petition/online/nein-zum-abriss-der-stuebing-villa-in-finkenkrug-jetzt

Innerhalb der ersten 24 Stunden fanden sich bereits 650 Unterstützer:innen und insgesamt wurden es 1145 Menschen, die unser Anliegen teilten. Was für eine Unterstützung! Damit hatten wir nicht gerechnet.

Die Geschichte ging durch alle lokalen Print-Medien, in der MAZ wurde sogar mehrfach darüber berichtet. Zahlreiche Leserbriefe gingen dort dazu ein. Das Thema bewegte offenbar mehr Menschen, als von einigen Kommunalpolitikern erhofft oder erwünscht.

Auch in der Stadtverordnetenversammlung wurde erneut kontrovers darüber diskutiert und das Thema wurde zur Beratung in den Bildungsausschuß und den Hauptausschuß verwiesen. Beide Ausschüsse stellten sich letztlich gegen den Erhalt des Hauses und so kam es zum „Showdown“ in der Stadtverordnetenversammlung am 23.2.2022.

In der „Bürgersprechstunde“, die jeweils kurz vor einer SVV abgehalten wird, hielten Detlef Hardorp, die Architekten David und Benjamin Seidl sowie Sandra und Alexander Ripp flammende Plädoyers für den Erhalt des Gebäudes.
Die Fraktionen „B90/Grüne und Jugendbündnis“ und „Die Linke“ hatten für diese SVV ein Moratorium gegen den Abriss des Hauses auf die Tagesordnung setzen lassen und an diesem Abend zusätzlich die Abstimmung in namentlicher Abstimmung beantragt.

Das Ergebnis: Mit 19:17 Stimmen wurde der Antrag angenommen! Das Haus war gerettet. Zumindest vorerst, denn der Abriss ist damit nur aufgeschoben „bis die Planungen zum Bahnbauprojekt „i2030″ soweit gediegen sind, dass Klarheit über die Nutzung des Grundstückes besteht.“

Mit diesem erfreulichen Ergebnis hatten wir nicht gerechnet. Wie war es dazu gekommen?
Neben vielen anderen Stadtverordneten hatten sich auch die beiden CDU- Fraktionsmitglieder Renate Kiel und Rainer Ganser für den Erhalt des Hauses entschieden. Eigentlich wollte die CDU Fraktion geschlossen gegen den Antrag stimmen, doch die Aushebelung des „Fraktionszwangs“ ermöglichte letztlich die Mehrheit für den Antrag.

Das Haus war zunächst gerettet, aber wie sollte es nun weitergehen?

Unmittelbar nach der Stadtverordnetenversammlung fand sich eine Gruppe interessierter Bürger:innen zusammen, die sich zum Ziel setzte, Nachnutzungsideen für das zu diesem Zeitpunkt leerstehende Gebäude zu entwickeln. Bei Recherchen zum Objekt wurde schnell klar, dass die Möglichkeiten hierfür aufgrund der Lage des Grundstücks, seiner erheblichen Größe und der sonstigen vorhandenen Bebauung weit über das eigentliche „Hauptgebäude“ hinausgingen und enormes Potential boten:

Die Gruppe war sich einig: Hier gibt es eine Riesenchance für die Stadt Falkensee, das Areal mit seinen erhaltenswerten Bestandsgebäuden und großen umliegenden Freiflächen zu einem neuen Begnungsort für die Bürger:innen zu entwickeln. Der Bedarf an Orten für eine gemeinschaftliche Nutzung (Kunst, Kultur, Sport, Spiel, Freizeit usw.) sahen wir als bereits erwiesen an (vgl. „alte Stadthalle“, „Initiative Bio-Backhaus“ u.ä.).

Die Ziele der Arbeitsgruppe

Die AG130, so benannten wir unsere Arbeitsgruppe aufgrund der Hausnr. 130 des Objekts in der Karl-Liebknecht-Straße, wollte nun sinnvolle Vorschläge zur weiteren Nutzung des Objekts erarbeiten. Dafür setzten wir uns zunächst folgende drei Kernziele:

  1. Schaffung eines neuen zentralen Begegnungsortes in Finkenkrug für Einheimische und Auswärtige aller Altersgruppen.
  2. Entwicklung eines Konzepts mit einem bedarfsgerechten Nutzungs-Mix für eine möglichst optimale Auslastung.
  3. Nutzung der vorhandenen Gegebenheiten bei minimalen Änderungen
    (Kosten-Fokus).

Die Potentiale

Was versprachen wir uns konkret davon?

  1. Eine stärkere Identifikation der Bürger:innen mit ihrem Wohnort.
  2. Die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch Begegnung, Verweilen, Austausch und gemeinschaftliche Mitwirkung.
  3. Eine Möglichkeit für die Stadt, die Bedarfe der „kommunalen Daseinsvorsorge“ abzudecken.
  4. Die Aufwertung des gesellschaftlichen Lebens durch die Profilierung und Attraktivierung von Nutzungsangeboten (wir haben mehr zu bieten als nur „Schlafstadt“).

Begegnung

Zunächst einmal wollten wir dazu wissen, wie und wo Begegnung in Finkenkrug derzeit stattfindet und ob unsere Ideen dazu passten:

Ergebnis: Es passte ideal. Mit der von uns angedachten Nutzung des Objekts entstünde ein neuer „Anlaufpunkt für Einheimische und Auswärtige“, der nicht nur zu einer Belebung des Ortsteilzentrums Finkenkrug führen würde, sondern im Idealfall ein Leuchtturmprojekt mit „Strahlkraft“ auf das gesamte Stadtgebiet werden könnte.

Der „Möblierungs-Vorschlag“

In unseren Planungen skizzierten wir einen ersten „Vorschlag“, in dem wir unsere Ideen einmal beispielhaft auf dem Gelände verorteten. Spätestens hier war klar, dass wir nun nicht mehr nur von der „Stübing-Villa“ sprachen, sondern bereits vom „Stübing-Areal“.

Die Begeisterung für das Thema innerhalb der AG130 ging soweit, dass sich die beiden Architekten David und Benjamin Seidl zusammen mit dem Studenten für Stadt- und Regionalplanung Lennart Meyer dazu entschlossen, ein Modell des Stübing-Areals „zum Mitmachen“ zu bauen:

„Die Bürger:innen sollten damit spielerisch und im wahrsten Sinne des Wortes Hand anlegen können an das Grundstück.“

Die AG130 auf dem Sommerfest des Bürgervereins

Auf dem Sommerfest des Bürgervereins am 10.9.2022 stellten wir der Öffentlichkeit erstmalig die Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe vor. Rund um das Mitmach-Modell des Stübing-Areals informierten wir mit Zeichnungen, Lageplänen und Fotos. Wir kamen mit vielen Bürger:innen zu möglichen Nutzungsansätzen ins Gespräch und sammelten fleißig Ideen und Vorschläge.

Was sind die nächsten Schritte?

Aus unserer Sicht wäre es nun wünschenswert, mit ersten Test-Events zu beweisen, dass auf dem Stübing-Areal mehr geht. Sind Sie auch dieser Meinung? Oder haben Sie eigene Vorschläge und Ideen? Oder wollen Sie einfach nur über den weiteren Werdegang informiert bleiben?

Dann schreiben Sie uns doch einfach eine e-Mail:

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